KI für die Bohrbearbeitung

Voraussetzung für eine flexible, prozesssichere und automatisierbare NC-Fertigung

Die automatisierte, NC-gesteuerte Bohrbearbeitung ist kein Hokuspokus. Die verwendeten Fertigungsverfahren sind nicht neu, lange bekannt und die technologischen Randbedingungen sind gut beherrschbar.

Sollgeometrie des Bauteils nach Datenimport

Trotzdem stellen Bearbeitungsaufgaben mit hohem, komplexen Bohranteil viele Anwender vor Herausforderungen. Analysiert man diese Situationen, so kristallisieren sich häufig einige Problemschwerpunkte heraus:

  • Die Datenaufbereitung aus 3D-CAD-Daten dauert lange und ist umständlich. Teilweise ist dies nur manuell möglich. Wichtige Informationen über die zu bohrenden Elemente fehlen oder sind nicht transparent verfügbar.

  • Die Ergänzung fertigungstechnisch notwendiger Schritte ist im Programmierablauf nicht oder nur schwer möglich.

  • Eine Anpassung wiederkehrender Bearbeitungsschritte mit individueller Parametrisierung ist nicht möglich.

  • Geeignete, verfügbare Strategien zur Reduzierung von Werkzeugwechsel sind nicht hinterlegt.

  • Die Zuordnung und Verwaltung von individuellen Schnittwerten für wiederkehrende, identische oder vergleichbare Bearbeitungen fehlen.

  • Eine durchgehende Unterstützung für die Mehrseitenbearbeitung bzw. Bearbeitung in mehreren Aufspannungen oder Anstellungen fehlt.

  • Eine automatische Wegoptimierung mit Reduzierung und Kontrolle der Zustellungen ist nicht möglich.

  • Die Prozesssicherheit bei besonders komplizierten oder grenzwertigen Bearbeitungssituationen durch eine vollständige Kollisionskontrolle ist nicht gewährleistet.

  • Die analytische Betrachtung des Prozessablaufes auf der NC-Maschine in Form einer virtuellen Arbeitsraumüberwachung ist nicht inklusive.

  • Die Möglichkeit der Erfassung oder Ermittlung des Istzustandes des bearbeiteten Bauteiles sowie die Datenrückübertragung in den CAD-Prozess ist nicht realisierbar.

Extrahierte und gekennzeichnete Bohrungsgeometrie

Diese Aufgaben lassen sich heute mit geeigneten, hochspezialisierten CAM Werkzeugen lösen – und für diesen speziellen Einsatzfall kann eine KI hilfreich eingesetzt werden.

Das GIBcam-Team entwickelt, betreut und pflegt seit vielen Jahren mit der eigenen GIBcam-Software eine erprobte und fertigungsnahe CAM-Software, die sich durch praxisorientierte Lösungen einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet hat. Dabei ist das Paket GIBcam-25AX das geeignete Werkzeug, wenn es um komplexe 2.5D Fräs- und Bohrbearbeitung geht. Im Kern basiert das CAM System dabei auf einer featurebasierten, zyklenorientierten Methodik, d.h. es werden technologische Fertigungsfeature generiert und verwendet, die eine hochgradige Flexibilität und Anpassbarkeit an den Fertigungsprozess ermöglichen.

Auf Basis der im GIBcam-CAM-Kernel integrierten KI sind alle notwendigen Schritte zur Datenerzeugung und -aufbereitung mit hoher Flexibilität und Präzision beherrschbar.


Generierte Verschlussdeckel für die Bohrungsdurchbrüchen an der Außenseite der Bauteilgeometrie

Die Datenaufbereitung aus CAD-Daten gleicht damit einem Kinderspiel. Der KI Kernel erzeugt parametrisierbare Feature als Basis für die weiteren Programmierschritte. Weitere Technologiefeature ergänzen standardisierte technologische Abläufe (z.B. Abfolge der Arbeitsgänge zum Einbringen eines Gewindes). Damit werden typische Sachverhalte aus der Diskrepanz zwischen Sollbeschreibung des Bauteiles und dem aktuellen Istzustand sowie aus den geplanten Prozessschritten berücksichtigt. Einen hohen Stellenwert hat dabei das Einbringen des eigenen, individuellen Know-Hows, um komplexe Fertigungsabläufe optimal zu planen.

Generierte Fertigungsfeature einschließlich der auf Basis von Kernlochdurchmessern gematchter Gewinde

Als Beispiel dafür sei die Erzeugung verbundener Feature-Elemente - sogenannter PATTERN OBJECTS (kurz PO) - angeführt, die automatisch gleichartige Technologiefeature für eine Komplettbearbeitung zusammenfassen und dabei eine Optimierung der Bearbeitungsreihenfolge und Zustellung z.B. nach der Methode Abstandsminimum durchführen.

Gruppen von verbundenen Technologie-Feature mit Reihenfolge- und Zustelloptimierung

Aus Daten, die den Ausgangszustand vor der Bearbeitung repräsentieren, und den Technologiefeature lassen sich mittels unterschiedlicher Methoden analytische Beschreibungen des Istzustandes nach der Bearbeitung generieren. Diese können dann in den CAD/NC Informationsprozess integriert werden. Auch die Weiterverarbeitung im CAD-Konstruktionsprozess ist damit abgesichert.

Ermittlung des Istzustands durch Flächenrückrechnung aus der Rohteilgeometrie
(Varianten für verschiedene Ausgangssituationen)

Die Arbeitsplanung mit Festlegung auf Werkzeug und Maschine abgestimmter Schnittdaten vervollständigen den Programmierschritt. Grundlage dabei sind die im Werkzeug definierbaren Arbeitswerte mit Material-/Schneidstoffzuordnung.

Aufspannung zur 3+2-AX-Mehrseitenbearbeitung
(Maschinenraumsimulation für ein TRIMILL-Bearbeitungszentrum)

Als Resultat werden damit stabile, prozesssichere, automatisierbare NC-Fertigungs-abläufe geplant und programmiert. Dazu dienen Funktionen wie Werkzeug- und Werkzeughalterkollisionskontrolle, Spindelkopfkollisionsüberwachung, Maschinenraumsimulation und -überwachung der virtuellen Maschine zur Erfassung und Kontrolle der Aufspannung inkl. Beschreibung aller notwendigen Spannelemente, Werkzeuglängenermittlung und Prüfung von Zustellbewegungen.


GIBcam v2024.B1220 … [09-2024]

[Die Verfügbarkeit der einzelnen Funktionen ist abhängig vom Funktionsumfang des GIBcam Grundpaketes sowie ggf. zusätzlich lizenzierter Komponenten.]

Analyse Istzustand

Neben der eigentlichen NC-Programmierung stellt das Bereitstellen von Informationen zum Istzustand des bearbeiteten Bauteiles eine nicht zu unterschätzende Aufgabe im Prozessablauf dar. Eine datentechnisch verwendbare Erfassung ist ein wichtiger Input für nachfolgende Prozessschritte oder gar eine notwendige Rückkopplung in den Prozess der Arbeitsvorbereitung bzw. Konstruktion.


GIBcam stellt dem Anwender dafür verschiedene Varianten bereit.

Variante 1:

Zunächst ist dies die analytische Abtragsanalyse, die sich sowohl für die konventionelle Programmierung zur Fräsbearbeitung als auch für die featurebasierte, zyklenorientierte Bohr- u. Fräsbearbeitung eignet.

Bei dieser Variante wird die Bearbeitung diskret unter Angabe einer Toleranz simuliert. Das Ergebnis basiert auf einem Anfangszustand i.d.R. eine Rohteilgeometrie, die entweder als CAD Flächenbeschreibung vorliegt o. selbst bereits eine intern o. extern erzeugte diskrete Beschreibung des Bauteilistzustandes in Form eine Flächenobjektes ist. Das STL- aber auch das STEP-Datenformat werden hierbei verwendet, um externe Informationen zu integrieren.



 

Abhängig von der Bauteilgröße und der gewählten Toleranz entsteht dabei ein Abbild des Istzustandes. Je kleiner die Toleranz gewählt wird, desto feiner wird das Ergebnis berechnet. Der damit verbundene steigende Rechenaufwand setzt ausreichende Ressourcen voraus. Farbinformationen aus den Technologiefeature werden nicht übernommen. Werkzeugwechsel werden intern durch GIBcam im erzeugten SO Flächenobjekt durch alternierende Farben markiert. Wird das SO beim Datenexport in das STL Datenformat konvertiert, gehen diese Informationen komplett verloren.




Variante 2:

Für die Featureprogrammierung bietet sich die alternative Variante an, den Istzustand des Bauteils als Geometrie zu erzeugen . Dies erfolgt ebenfalls auf Basis einer komplexen Berechnung ausgehend von einem Rohteilzustand. Als Ergebnis entsteht eine neue Flächengeometrie, die alle Informationen inkl. Farbcodierung der Ausgangselemente beinhaltet u. damit den Endzustand nach virtueller Bearbeitung beschreibt. Verlorene, technologische Feature (CENTRE, START, SPOT) werden berücksichtigt.



 

Basierend auf diesem Istzustand eröffnen sich wahlweise 3 Optionen für den Daten-Export der Flächengeometrie:


1.
direkt als CAD-Daten (IGES, STEP, CATIA etc.)

2.
durch komplette Umwandlung in ein SO-Flächenobjekt mit nachfolgender Konvertierung in das STL-Format (mit den o. a. Informationsverlusten)

3.
durch selektive Umwandlung in SO Flächenobjekte, die dann nachfolgend direkt in das STEP-Datenformat in Form einer TESSELLATED_SHAPE_REPRESENTATION unter Beibehaltung der Farbcodierung exportiert werden können.



 

Durch den Zwischenschritt der Umwandlung in ein SO-Flächenobjekt bei Option 2 o. 3 kann die Genauigkeit (und damit wiederum das spätere Datenvolumen) der Istzustandsbeschreibung individuell angepasst werden.


Fazit:

Die Option 3 stellt die kompakteste und genaueste Variante dar – i.d.R. liefert sie auch am schnellsten das Ergebnis. Durch die Verwendung des STEP-Datenformates ist gleichzeitig eine maximale Kompatibilität zur Weiterverarbeitung in der CAD/CAM Prozeßkette gegeben.


GIBcam v2024.B1220 … [09-2024]

[Die Verfügbarkeit der einzelnen Funktionen ist abhängig vom Funktionsumfang des GIBcam Grundpaketes sowie ggf. zusätzlich lizenzierter Komponenten.]

KI für die Bohrbearbeitung

Voraussetzung für eine flexible, prozesssichere und automatisierbare NC-Fertigung Die automatisierte, NC-gesteuerte Bohrbearbeitung ist kein...